Basiswissen aus der Finanzwelt – Was sind Anleihen?

Nicht nur in der Finanzbranche, auch in der Weltpolitik ist regelmäßig von „Anleihen“ die Rede. Vom Prinzip her handelt es sich dabei immer um dieselbe Sache, wenngleich die jeweiligen Einzelfälle stark variieren können. Dieser Text erklärt, was eine Anleihe ist und worin sich die verschiedenen Varianten davon unterscheiden.

Grundlegendes zu Anleihen

Anleihen können üblicherweise von Staaten (Staatsanleihen) oder Unternehmen (Unternehmensanleihen) aufgenommen werden, um sich langfristig Kapital und damit Liquidität zu verschaffen. Eine Anleihe ist damit eine Möglichkeit, an Geld zu kommen, ähnlich wie es auch Aktien oder Kredite ermöglichen. Für den Gläubiger, also demjenigen, der das Kapital bereitstellt, ist die Anleihe eine Form der Geldanlage.

Der Gläubiger hat bei Anleihen grundsätzlich ein Recht auf die Rückzahlung und verhandelt im Vorfeld einen festen oder variablen Zinssatz. Anleihen mit variablen Zinssätzen nennt man Floater. Hier werden die Zinssätze je nach Wirtschaftslage regelmäßig angepasst. Spannend ist bei Anleihen zudem die spezielle Form, in der sie gehandelt werden. Mehr darüber verrät dieser Finanzlexikoneintrag Anleihen.

In einigen grundlegenden Punkten unterscheidet sich die Anleihe jedoch von Aktien oder Krediten. Im Gegensatz zu einer Aktie hat derjenige, der Kapital bereitstellt, kein Stimmrecht über die Verwendung desselbigen. Und im Gegensatz zum Kredit müssen keiner zusätzlichen Sicherheiten bereitgestellt werden, Anleihen beruhen somit in großem Maße auf Vertrauen, besonders im Bereich der Staatsanleihen. Hier spielen vor allem Ratings und die grundlegende Wirtschaftskraft des entsprechenden Staates eine Rolle.

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Welchen Einfluss haben Anleihen auf die Weltwirtschaft?

Wer regelmäßig Wirtschaftsnachrichten verfolgt, wird häufiger Diskussionen um Staatsanleihen mitbekommen. Diese sind gleichermaßen problematisch als auch unverzichtbar. Einerseits garantieren sie die langfristige Liquidität von Staaten, die teilweise mit geliehenem Geld ihre eigene Wirtschaft aufbauen. Andererseits sind Staatsanleihen unbesichert, was schon häufiger zu politischen Auseinandersetzungen geführt hat.

In Deutschland sind beispielsweise Gebietskörperschaften nicht insolvenzfähig. Was passiert aber dann im Falle einer Zahlungsunfähigkeit? Grundsätzlich müssen sich die Parteien in diesem Fall finanzpolitisch einigen oder auf andere Anleihen ausweichen, ihre Schulden also umwandeln. Die politische Praxis hat jedoch bereits mehrfach gezeigt, dass solche Methoden nicht ausreichen.

In der sogenannten Griechenlandkrise aus dem Jahr 2010 wurde deutlich, welchen drastischen Effekt Staatsanleihen auf die Wirtschaft eines Landes haben können. Das ohnehin bereits stark verschuldete Land musste 2009 neun – offenbar aufgrund methodischer Mängel – seine Verschuldung noch einmal nach oben korrigieren. Das hatte zur Folge, dass die Renditen für Staatsanleihen anstiegen.

Es bildete sich ein Kreislauf, der den griechischen Staat letztendlich in eine Schuldenkrise führte, aus der er mit eigener Kraft nicht mehr herauskam. Letztlich konnte nur ein teilweiser Schuldenschnitt dazu führen, dass die Wirtschaft in Griechenland wieder handlungsfähig wurde. Dies kommt einer de facto Insolvenz gleich, obwohl Staatsanleihen dies eigentlich nicht vorsehen. Seitdem wird darüber diskutiert, ob Staaten nicht grundsätzlich auch insolvenzfähig sein dürfen können.

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